Vier Tore, viele Antworten: Die Analyse zum 4:0 des KFC Uerdingen in Schermbeck
- Max Ebest
- 26. Juli
- 6 Min. Lesezeit
Mit einem souveränen 4:0-Erfolg gegen den SV Schermbeck hat der KFC Uerdingen am Samstag in der Schermbecker Volksbank-Arena nach dem Sieg gegen Wattenscheid ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt. Die Mannschaft zeigte sich in großen Teilen des Spiels konzentriert und offensiv effizient. Im folgenden Spielbericht und der Analyse werfen wir einen genauen Blick auf den Verlauf der Partie – und analysieren, was der überzeugende Auftritt über den aktuellen Stand der Mannschaft aussagt.
Alle Tore:
0:1 Alexander Lipinski (19.)
0:2 Noel-Etienne Reck (48.)
0:3 Alexander Lipinski (53.)
0:4 Mohamed Yassin Benslaiman Benktib (86.)
Spielbericht:
Der KFC hatte bereits früh in der Partie durch Ole Päffgen die erste Torchance, als ein Kopfball nach einer Ecke vom Schermbecker Torwart gerade noch so gehalten werden konnte. Nur wenige Minuten später war auch KFC-Torhüter Rafael Hester gefordert, der mit einer starken Parade eine gute Chance von Schermbeck nach einem präzisen Tiefenpass im 1vs1 parierte.
Der KFC erwischte den besseren Start und konnte sich mehrere Chancen herausspielen, jedoch wurde keine davon wirklich brandgefährlich. In der 19. Minute nutzte Alex Lipinski eine Weitschussgelegenheit, nachdem ein schwacher Abschlag des Schermbecker Torhüters direkt in seine Füße ging. Fast von der Mittellinie aus schoss er den Ball über den zu weit vorne postierten Keeper hinweg zur 1:0-Führung ins Tor.
Nach dem Treffer kam Schermbeck besser in die Partie und übernahm bis zur Pause über viele Phasen die Kontrolle. In der 23. Minute hatte der KFC trotzdem durch Kingsley Marcinek eine weitere gute Kontergelegenheit, nachdem er den Ball stark annahm und sich gut durchsetzte – sein Abschluss wurde jedoch im letzten Moment von der Schermbecker Abwehr geblockt.
Der SV Schermbeck erspielte sich im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit mehrere Torchancen, allerdings zeigte die KFC-Defensive eine konzentrierte Leistung. Besonders Torwart Rafael Hester überzeugte bei seinem ersten Einsatz mit mehreren wichtigen Paraden. Auffällig war, dass Schermbeck das Spiel eher durchs Zentrum aufbaute und wenig über die Außenbahnen offensiv agierte.
Die Partie verlagerte sich zunehmend in die Hälfte des KFC, wobei Schermbeck aus der Druckphase jedoch kein Kapital schlagen konnte – auch aufgrund der mangelnden Chancenverwertung. Kurz vor der Pause unterlief Hester ein Abspielfehler, als er den Ball direkt in die Füße des Schermbecker Stürmers spielte, doch die KFC-Innenverteidigung konnte den Ball noch klären. Insgesamt blieb die Defensive der Uerdinger standhaft, auch wenn die Gäste vorallem zum Ende der ersten Halbzeit mehr Ballanteile hatten. Kurz vor dem Halbzeitpfiff setzte der KFC noch einen weiteren offensiven Akzent, konnte diesen aber nicht erfolgreich abschließen.
In der zweiten Halbzeit wechselte Schermbeck fünfmal, während der KFC zunächst unverändert weiterspielte. Dennoch gehörte die erste gefährliche und gleichzeitig erfolgreiche Aktion dem KFC: Eine Ecke von der linken Seite schlug Lipinski punktgenau in Richtung des rechten Pfosten, wo Noel-Etienne Reck ungedeckt zum 2:0 einköpfte.
Direkt nach dem Wiederanpfiff setzte Marcinek die nächste Offensivaktion, kam aber nicht zum Abschluss. Der KFC wirkte nun wieder deutlich aktiver und kontrollierte das Spielgeschehen. In der 53. Minute eroberte Jan Bachmann den Ball stark im Mittelfeld und spielte einen perfekt getimten Pass in die Tiefe auf Lipinski, der im 1vs1 gegen den Schermbecker Torwart erneut eiskalt blieb und auf 3:0 erhöhte.
Doch Schermbeck gab sich nicht auf: Nur wenige Augenblicke nach dem Wiederanstoß konterten sie schnell über die linke Flanke, der Ball kam scharf in die Mitte – Hester reagierte glänzend und rettete stark im kurzen Eck. Kurz darauf hatte Schermbecks 10er Jamal El Mansoury eine riesige Gelegenheit, als er aus der Distanz abzog und den Ball an den linken Innenpfosten setzte – auch der Nachschuss fand nicht den Weg ins Tor. Schermbeck drückte erneut, konnte aber keine wirklich zwingende Chancen mehr herausspielen.
In der 70. Minute nahm KFC-Trainer Stöhr die ersten Wechsel vor und brachte mit Rogasik, Gyamfi, Fotso Youmssi, Tomson und Benslaiman Benktib frische Kräfte für Lipinski, Dimitrijevski, You, Reck und einen Testspieler (Name wird nachgereicht). Fünf Minuten später ersetzten Dominik Burghard und Mustafa Doganci jeweils Oscasindas und Özden.
Nach den Wechseln übernahm der KFC wieder die Kontrolle über das Spiel und setzte vor allem über die rechte Seite mit Marcinek und Rogasik offensiv neue Akzente. In der 84. Minute bekam Uerdingen einen Freistoß aus rund 25 Metern zugesprochen – Benslaiman Benktib trat an und verwandelte direkt ins linke untere Eck zum 4:0.
Kurz darauf erspielte sich der KFC noch eine Großchance: Nach einem starken Zweikampf und Pass von Marcinek lief Rogasik frei auf das Tor zu, setzte den Ball jedoch im 1vs1 nur an den linken Innenpfosten. Schermbeck konnte in der Schlussphase kaum noch offensive Gefahr erzeugen, bis auf einen letzten harmlosen Vorstoß. So blieb es am Ende beim verdienten 4:0-Testspielerfolg für den KFC Uerdingen.
Spielanalyse:
Vergleicht man das heutige Ergebnis mit der Matchpreview vom Donnerstag, kann der KFC mit dem 4:0-Sieg sehr zufrieden sein. Besonders defensiv leistete die Mannschaft über weite Strecken des Spiels eine konzentrierte und stabile Arbeit. Auch auf den Flügeln präsentierte man sich klar überlegen, während man sich im Zentrum ebenfalls weitgehend behaupten konnte.
Die wichtigsten Erkenntnisse zum Spiel:
Effizienz als Schlüssel: Der KFC und der SV Schermbeck kamen auf eine ähnliche Anzahl an Torschüssen, doch die Uerdinger zeigten sich deutlich effizienter im Abschluss. Gleichzeitig ließ man in der Defensive wenig zu – ein Zusammenspiel, das das deutliche Endergebnis letztlich auch verdient erscheinen lässt.
Rafael Hester überzeugt bei Debüt: Torwart Rafael Hester sammelte heute seine ersten Spielminuten und überzeugte mit einer soliden Leistung. Damit meldet auch er Ansprüche auf einen Stammplatz neben Jonas Holzum an. Der Konkurrenzkampf im Tor verspricht Spannung – und zeigt, dass die Kaderplaner in diesem Bereich gute Arbeit geleistet haben.
Ole Päffgen als Sechser – eine Option? Überraschendweise kam Ole Päffgen heute auf der Sechser-Position zum Einsatz, obwohl er bislang vor allem als Innen- oder Rechtsverteidiger auflief. Seine Leistung war mehr als solide und wirft nun die Frage auf, ob er zum Saisonstart als Stammkraft im defensiven Mittelfeld gesetzt wird – oder ob noch ein Neuzugang für diese Position folgt. Da die Rechtsverteidiger-Position mit Kingsley Marcinek vermutlich fest vergeben ist, bleibt für Päffgen aktuell wohl nur der Weg in die Innenverteidigung oder auf die 6er-Position. Die kommenden Testspiele gegen Wacker Obercastrop (Mittwoch, auswärts um 19 Uhr) und Ennepetal (Samstag in der Grotenburg) könnten hier weitere Hinweise liefern.
Lipinski mit starker Offensivleistung: Alex Lipinski glänzte heute mit zwei Treffern und einer Vorlage per Ecke. Besonders seine langen Bälle – ob als Flanke, Ecke oder beim Weitschusstor – waren häufig von hoher Qualität. Seine Leistung war ein klares Zeichen in Richtung Stammelf zum Saisonstart.
Stark über die Flügel: Neben Lipinski zeigten auch die anderen Flügelspieler eine starke Leistung. Auf der rechten Seite überzeugte Kingsley Marcinek erneut mit Tempo, guten Laufwegen, Ballgewinnen und einer soliden Passquote – auch wenn es nicht mal sein bestes Spiel der Vorbereitung war. Auf der linken Seite präsentierten sich Jan Bachmann und Batuhan Özden ebenfalls stark. Bachmann sticht hier besonders durch mehrere wichtige Ballgewinne hervor.
Zentrales Mittelfeld: jung, mutig, talentiert: Neben Päffgen spielten auch Dimitrijevski und ein noch nicht offiziell genannter Testspieler im zentralen Mittelfeld. Besonders Dimitrijevski zeigte trotz seines jungen Alters ein auffälliges Spiel – vor allem in den Zweikämpfen präsentierte er sich robust. Ab der 70. Minute kam Benslaiman Benktib ins Spiel und nutzte seine rund 20 Minuten eindrucksvoll: Mit einem direkt verwandelten Freistoß und zwei starken Aktionen im letzten Drittel hinterließ er einen starken ersten Eindruck.
Pierre Rogasik – Überraschung des Spiels?: Die für mich wohl größte positive Überraschung war der Kurzeinsatz von Pierre Rogasik auf der rechten Außenbahn. Obwohl er bislang vor allem als Außenverteidiger eingesetzt wurde und keine Profierfahrung hat, überzeugte er in den letzten 15 Minuten mit mehreren starken Offensivaktionen im Zusammenspiel mit Marcinek. Man darf gespannt sein, ob er dieses Potenzial öfter abrufen kann. Mit seinen 18 Jahren braucht er allerdings natürlich weiterhin Zeit zur Entwicklung – überhastete Erwartungen wären da fehl am Platz.
Eine weitere Erkenntnis des Tages:
Mit der Einwechslung von Benslaiman Benktib und seiner festen Rückennummer auf dem Trikot wurde heute auch offiziell bestätigt (zusätzlich um 19 Uhr durch blaurote-kicker.de), dass er ein fester Bestandteil des Kaders für die kommende Saison wird. Der KFC verfügt somit über einen technisch starken Achter bzw. Zehner mit gehobenem Oberliganiveau – ein Spieler, der im weiteren Saisonverlauf vorallem offensiv noch sehr wichtig werden könnte.
Fazit: Mit dem heutigen Ergebnis zeigte der KFC – wie schon zuvor gegen Wattenscheid – erneut, dass diese Mannschaft definitiv oberligatauglich ist. Zwar handelt es sich bislang nur um Testspiele, doch wenn man bedenkt, dass der Verein eine komplett neue Mannschaft aufbauen musste und sportlich wie strukturell quasi bei null gestartet ist, ist der 4:0-Erfolg ein sehr positives Zeichen für den weiteren Saisonverlauf.
Ob es am Ende sogar für eine Platzierung in den Top 4 reichen kann, bleibt abzuwarten. Die bisher gezeigte Qualität spricht jedoch dafür, dass der KFC auch im oberen Mittelfeld der Oberliga Niederrhein mitspielen kann.
Weiter geht es bereits Mittwoch Abend mit einem Auswärtsspiel beim Landesligisten Wacker Obercastrop – dort wartet mit Kevin Großkreutz auch eine etwas prominentere und bekanntere Personalie auf die Uerdinger. Die Matchpreview zur Partie gegen Wacker Obercastrop erscheint am Montagabend oder spätestens Dienstagmorgen.


