Match-Analyse: Der KFC Uerdingen zwischen Geduld, Problemen und später Erlösung
- Max Ebest
- vor 7 Tagen
- 6 Min. Lesezeit
Nach einer weitgehend erfolgreichen Vorbereitung stand heute das erste Pflichtspiel der Saison in der Grotenburg an. Im Pokal traf der KFC Uerdingen auf den Landesligisten SSV Bergisch Born, der sich vor allem defensiv sehr ordentlich präsentierte. Die Analyse zum Spiel.
(Heute ausnahmsweise deutlich kürzer, das nächste mal geht es wieder deutlich mehr in die Tiefe.)

Alle Tore
1:0 Yasin-Cemal Kaya (82.)
Die Aufstellung des KFC
Torwart: Hester
Verteidigung: Marcinek | RV , Päffgen | IV, You | IV, Bachmann | LV
Mittelfeld + Flügel: Hadzha | DM, Dimitrijevski | DM (89. Burghard), Lipinski | Rechtsaußen, Benslaiman Benktib | OM, Kaya | Linksaußen
Stürmer: Reck
Spielbericht Der KFC übernahm von Beginn an die Spielkontrolle und nahm damit die Favoritenrolle an. Bereits in der 3. Minute bot sich Kaya die erste Gelegenheit, die jedoch ohne größere Gefahr blieb. Insgesamt drängte der KFC früh in Richtung gegnerisches Tor und erspielte sich vor allem über Benslaiman Benktib und Kaya einige aussichtsreiche Möglichkeiten. Zudem gelang es der Mannschaft häufig, in die Tiefe zu spielen und im gegnerischen Strafraum präsent zu sein.
Bis zur 20. Minute kamen die Gäste kaum zu Ballkontakten und standen tief in der eigenen Hälfte. Dennoch verteidigten sie diszipliniert und konzentriert. Das Geschehen spielte sich weitestgehend in der Hälfte von Bergisch Born ab, doch der KFC konnte daraus keine klaren Torchancen kreieren.
Auch Standards brachten keine Gefahr: Die Eckbälle des KFC blieben ohne nennenswerten Ertrag, und in der Luft zeigte sich die Offensive insgesamt wenig durchsetzungsstark.
Erst in der 38. Minute verzeichneten die Gäste ihre erste nennenswerte Schussgelegenheit, die jedoch über das Tor ging. Bis zum Pausenpfiff kam es zu keinen weiteren gefährlichen Szenen.
In der zweiten Halbzeit gestaltete sich das Spiel offener. Die Gäste kamen nun zu mehr Gelegenheiten und beteiligten sich aktiver am Offensivspiel. In den ersten 15 Minuten nach Wiederanpfiff erspielte jedoch keine der beiden Mannschaften zwingende Torchancen. Beide Teams agierten eher kontrolliert, und der KFC kam im Vergleich zur ersten Hälfte deutlich seltener gefährlich vor das Tor.
Ab der 70. Minute übernahm der KFC wieder klar die Spielkontrolle, ohne jedoch konsequent zwingende Möglichkeiten herauszuspielen.
In der 82. Minute gelang dem KFC Uerdingen schließlich die lang ersehnte Führung: Benslaiman Benktib leitete einen Konter ein, behielt die Übersicht und spielte den Ball zu Lipinski. Dieser passte präzise in den Strafraum auf den anlaufenden Kaya, der nur noch zum 1:0 einschieben musste.
Bergisch Born versuchte anschließend noch einmal, offensiv Druck aufzubauen. Doch die Gäste blieben ungefährlich, und so blieb es beim knappen, aber verdienten 1:0-Erfolg für den KFC.
Die wichtigsten Erkenntnisse zum Spiel:
Das klassische ,,David gegen Goliath" im Pokal
Auch wenn man sich im Vorfeld erhofft hatte, dass der KFC den Pflichtspielauftakt souveräner gestalten würde und die klassische Pokal-Experience ausbleibt, trat am Ende genau das ein, was den Pokal so besonders macht: Der Favorit tat sich lange schwer gegen einen tiefstehenden, kampfstarken Underdog. Bergisch Born agierte über weite Strecken defensiv diszipliniert und konzentriert, verschob häufig kompakt und ließ sich auch in brenzligen Momenten nicht aus der Ruhe bringen.
Der KFC war zwar über die gesamten 90 Minuten die klar dominantere Mannschaft, hatte deutlich mehr Ballbesitz und bestimmte das Geschehen fast durchgehend in der gegnerischen Hälfte. In den ersten 20 Minuten zeigte der KFC auch viele solide Ansätze: Das Team kombinierte flüssig, erspielte sich über die Flügelräume und das Zentrum ein bis zwei zwingendere Chancen und schien die Partie im Griff zu haben. Doch mit zunehmender Spieldauer nahm die Durchschlagskraft immer mehr ab. Immer wieder liefen Angriffe im letzten Drittel ins Leere, die letzte Präzision im Passspiel und die nötige Konsequenz im Abschluss fehlten.
Um mal zurück zum Pokal-Klischee zu kommen: Für ein Pokalspiel dieser Konstellation blieb es lange eng. Der Favorit drückte, der Außenseiter lauerte auf Fehler und hoffte, je länger die Null stand, auf seine Chance. Am Ende reichte dem KFC eine einzige klar herausgespielte Großchance, die in der 82. Minute von Kaya genutzt wurde – eine späte, aber letztlich verdiente Erlösung.
Yasin-Cemal Kaya, der einzige Lichtblick heute?
Yasin-Cemal Kaya war an diesem Tag der auffälligste Akteur und bester Spieler auf dem Platz. Besonders in der ersten Halbzeit bildete er gemeinsam mit Spielmacher Benslaiman Benktib das Herzstück des KFC-Offensivspiels. Nahezu jede etwas gefährlichere Szene trug u.a seine Handschrift. Dennoch gelang es auch ihm über die linke Seite nicht, wirklich zwingende Chancen zu kreieren.
Ebenfalls positiv fielen Benktib als zentraler Offensivmotor und Alex Lipinski auf, der – ähnlich wie Kaya – immer wieder Offensivansätze setzte, letztlich jedoch glücklos blieb. Auch Kingsley Marcinek sowie die beiden Sechser Dimitrijevski und Hadzha lieferten solide Vorstellungen ab.
Weniger präsent war hingegen Stürmer Reck. Der Angreifer konnte kaum für Glanzmomente sorgen und trotz seiner Größe keine Flanken im Strafraum per Kopf verwerten. Allerdings erhielt er auch nur wenige wirklich verwertbare Zuspiele, was nicht zuletzt der defensiven Ausrichtung des Gegners geschuldet war. Angesichts seines jungen Alters und der noch geringen Erfahrung wird er aber auch noch seine Zeit benötigen.
Sehr viel Spielkontrolle, aber auch sehr wenig Ertrag
Wie schon im Test gegen Ennepetal in der vergangenen Woche traten erneut ähnliche Probleme zutage – mit dem Unterschied, dass der heutige Gegner noch entschlossener auf das klassische Einbunkern setzte. Bergisch Born zeigte von Beginn an wenig Ambitionen, offensiv richtig aktiv zu werden, und konzentrierte sich stattdessen darauf, Räume zu verdichten und dem KFC so wenig wie möglich anzubieten.
In puncto Ballkontrolle und Spielaufbau präsentierte sich der KFC durchaus solide. Das Team hatte über weite Strecken klare Feldvorteile, hielt den Ball sicher in den eigenen Reihen und suchte immer wieder den Weg nach vorne. Auch im Herausspielen von Angriffen waren teils gute Ansätze erkennbar – vor allem in der Anfangsphase.
Doch wie schon gegen Ennepetal fehlte es an der letzten Konsequenz im Offensivdrittel. Viele Angriffe verliefen im Ansatz vielversprechend, wurden aber nicht sauber zu Ende gespielt oder fanden in der gegnerischen Defensive ihr Ende. Gute Ideen allein reichen auf diesem Niveau nicht aus – spätestens bis Freitag muss der KFC in puncto Abschlussstärke und Zielstrebigkeit vor dem Tor deutlich zulegen.
Eine offensive Leistungssteigerung bis Freitag wird nötig
Am Freitag wartet mit Baumberg einer der Mitfavoriten der Oberliga Niederrhein – und der hat sich am heutigen Tag in Fischeln mit einem deutlichen 7:0-Erfolg bereits auf Krefelder Boden warmgeschossen.
Taktisch wird dieses Duell jedoch ein völlig anderes als das Pokalspiel gegen Bergisch Born. Von Baumberg ist kein Catenaccio-Fußball oder sonstiges bunkern zu erwarten, vielmehr dürfte der KFC auf eine Mannschaft treffen, die selbst mutig agiert, das Spiel mitgestalten will und offensiv vorallem auf den Außen viel Qualität und vorallem Erfahrung besitzt. Für den KFC bedeutet das vor allem eines: Im Angriffsspiel muss deutlich mehr Konsequenz her.
In einigen Testspielen, etwa gegen Schermbeck, funktionierte das Offensivspiel bereits überzeugend. Allerdings stand der KFC in diesen Begegnungen nicht vor der Herausforderung, einen massiven Abwehrblock zu knacken, wie es im Pokal heute der Fall war. Gegen Baumberg wird es daher entscheidend sein, vorhandene Chancen effizient zu nutzen – denn Torchancen am Freitag könnten auch potentiell etwas rar sein.
Hätten Wechsel eine Veränderung gebracht?
Auffällig war zudem, dass KFC-Trainer Stöhr lediglich einen einzigen Wechsel vornahm – und diesen erst in der 89. Minute.
Die entscheidende Frage lautet nun: Handelte es sich dabei um eine bewusste Maßnahme, weil viele potenzielle Einwechselspieler bislang kaum oder keine Pokalerfahrung sammeln konnten und Stöhr kein Risiko von erfahrungsbedingten Fehlern eingehen wollte? Frische Kräfte hätten dem Spiel zwar möglicherweise noch einmal neuen Schwung verliehen, gleichzeitig wäre aber auch ein spürbarer Verlust an Erfahrung und Abgeklärtheit auf dem Platz die Folge gewesen. Eine eindeutige Antwort darauf gibt es ohne die Frage an den Trainer nicht – am Ende bleibt es Spekulation.
Fazit Der KFC Uerdingen hat seine Pflichtaufgabe im Pokal erfüllt – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Gegen einen disziplinierten und tief stehenden Gegner fehlte es trotz klarer Feldvorteile und solider Ballkontrolle lange an Durchschlagskraft und offensiver Konsequenz. Die späte Erlösung durch Kaya war verdient, verdeckt jedoch nicht die offensiven Probleme, die sich schon in Teilen in der Vorbereitung angedeutet hatten.
Mit den Sportfreunden Baumberg wartet am Freitag ein Gegner von anderem Kaliber, der Uerdingen nicht nur defensiv, sondern auch spielerisch fordern wird. Um dort zu bestehen, wird die Mannschaft vor allem im letzten Drittel präziser und effizienter agieren müssen. Das Potenzial ist vorhanden – die Frage ist, ob es gegen einen Topgegner der Oberliga auch konsequent abgerufen wird.