Tradition allein füllt keine Tribüne – Warum die Zuschauerzahl die größte Baustelle des KFC Uerdingen ist
- Max Ebest
- 8. Okt.
- 12 Min. Lesezeit
1. April 2025. Mal wieder stürzt der Herzensverein in wirtschaftliche Abgründe. Bild, Welt, T-Online, Kicker – alle stürzen sich auf die neueste Fußballschlagzeile. Auch auf Reddit, Twitter, Facebook und Instagram ist der KFC plötzlich überall präsent – Fußballforen und Social-Media-Kanäle füllen sich mit Kommentaren, Diskussionen und Meinungen.
Warum zähle ich das alles auf? Es zeigt, dass der KFC in Deutschland eben nicht einfach irgendein Verein im Amateurfußball ist. Der Name hat Gewicht, er weckt Reaktionen.
Und trotzdem: Schaut man sich die Zuschauerzahlen und das lokale Interesse an, bekommt man ein ganz anderes Bild. Zwischen medialem Echo bei Schlagzeilen und tatsächlicher Unterstützung vor Ort klafft eine gewaltig große Lücke.
In diesem Blau-Rot-Spotlight beschäftige ich mich mit der Fankultur rund um den KFC Uerdingen – und erkläre, warum sich FuF meiner Meinung nach intensiver mit dem Thema Fans und Besucher auseinandersetzen muss.
Wichtig: Dieser Artikel spiegelt nur meine Meinung wieder. Ich bin mir sicher, dass einige dies alles etwas anders sehen werden. Trotzdem hatte ich schon seit langem vor, mich mit diesem Thema zu beschäftigen und gleichzeitig Lösungsansätze zu behandeln, welche ich persöhnlich als umsetzbar und sinnvoll betrachte.

Erstmal: Die aktuelle Lage des Vereins in meinen Augen Der KFC Uerdingen befindet sich aktuell – wie jedem von euch denke ich bekannt – in der Oberliga Niederrhein. Dort dümpelt man derzeit im Niemandsland der Tabelle herum. Allerdings ist diese Liga sportlich gesehen ernorm ausgeglichen. Nach Monaten voller Chaos ist zwar endlich ein kleines Stück Land am Horizont zu erkennen, doch bis zum rettenden Ufer türmen sich weiterhin mächtige Wellen auf (Stichwort MV). Die vergangenen anderthalb Jahre haben dem Verein in sämtlichen Bereichen schwer zugesetzt – und das längst nicht nur auf finanzieller Ebene.
Heute steht unser KFC nach der abermaligen Insolvenz faktisch vor einem totalen Scherbenhaufen. Die Fanszene ist nach wie vor in Teilen gespalten, einige langjährige Mitglieder und Anhänger haben nur noch wenig Bock auf das Theater und das Image des KFC hat bundesweit ein Level erreicht, das man wohl nur noch mit dem Titel „größter Chaosverein Deutschlands“ umschreiben kann. Sportlich ist man für die breite Öffentlichkeit nahezu in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, und die Zuschauerzahlen bei Heimspielen nähern sich eher der Dreistelligkeit als der Marke von 2.000. Dass auch die Fanszene selbst in den letzten Monaten massiv gelitten hat, dürfte wohl niemandem entgangen sein. Ob es um (vermeintliche) Drohungen gegenüber Fans ging, um sinkende Zuschauerzahlen, eine nicht zu übersehende Spaltung innerhalb der Anhängerschaft, um persönliche Anfeindungen oder verbale Entgleisungen untereinander geht – die vergangenen Monate waren in dieser Hinsicht schlichtweg vogelwild.
Und das Schlimmste: Für viele ganz normale Krefelder ohne KFC-Bettwäsche zuhause, ist der KFC längst kein Verein mehr, worauf man in der Heimatstadt stolz sein kann, sondern ein Synonym für verbrannte Erde. Man verbindet mit dem Klub keine Aufbruchstimmung, keine sportliche Hoffnung, kein Zugehörigkeitsgefühl. Sondern Chaos, Skandale, gescheiterte Träume und immer neue Tiefpunkte. Warum also sollte sich ein junger Krefelder oder ein „neutraler“ noch ernsthaft mit diesem Verein beschäftigen – geschweige denn ein Heimspiel besuchen? Ganz ehrlich: Wenn ich kein KFC-Fan wäre, gebe es für mich denke ich keinen Grund, als neutraler Zuschauer mehr als einmal in die Grotenburg zu gehen. Heutzutage ist der einzige Anlass, bei dem die Grotenburg halbwegs gefüllt wird, das Aufeinandertreffen mit klangvollen Namen wie dem MSV oder RWE. Aber auch das reicht nur bedingt: Selbst im Pokalspiel gegen Essen im Jahr 2024 waren Zahlen von über 6-7.000 Heimfans nichts als Wunschdenken.
Dazu muss man sich mittlerweile mit einer weiteren Realität auseinandersetzen: Die Krefeld Ravens bewegen sich inzwischen zuschauertechnisch auf einem ähnlichen Level wie der KFC in der Oberliga. Ein Verein, welcher 2017 gegründet wurde, nicht einmal in der ersten GFL spielt und trotzdem für Football-Verhältnisse sehr stabile Zuschauerzahlen anlockt. Auch das sollte einem zu denken geben.
Oder um den letzten Punkt noch deutlicher zu machen: Warum zum Geier sollten Krefelder ohne blau-rotes Herz derzeit noch in die Grotenburg pilgern? In ein Stadion, das für viele längst nicht mehr für Fußballromantik, sondern für gescheiterte Investorenträume, Insolvenzen, pures Chaos, beschissener Vereinspolitik auf nicht einmal Kreisliganiveau, Bauverzögerungen und Amateurfußball steht? Mittlerweile ist es soweit gekommen, dass sich selbst der Grotifant ,,verpisst" hat.
Ich wage zum Abschluss dieses Abschnittes eine bewusst steile These – für mich persöhnlich ist es sogar Realismus: Es würde mich ehrlich gesagt nicht mehr wirklich überraschen, wenn bei einigen Oberliga-Heimspielen statistisch gesehen mehr Groundhopper im Stadion sind als Krefelder, die sich zum allerersten Mal oder sogar zweites Mal ein Heimspiel des KFC ansehen. So weit ist es gekommen.
Wie man an den angesprochenen Problemen des Vereins erkennen kann, steht FuF vor einer Menge Arbeit, um den KFC in Krefeld wieder attraktiv zu machen. Mit diesem Artikel möchte ich jedoch nicht einfach nur draufhauen und betonen, wie schlecht es dem Verein derzeit geht. Vielmehr will ich Wege und Möglichkeiten aufzeigen, wie man langfristig die Krefelder Bevölkerung wieder für einen Besuch in der Grotenburg begeistern könnte.
Vorweg: Mir ist natürlich bewusst, dass der sportliche Erfolg eines Vereins mit ganz großem Abstand der entscheidende Faktor ist, um dauerhaft mehr Zuschauer in die Grotenburg zu locken. Ebenso ist mir klar, dass Krefeld im größten Ballungsgebiet des deutschen Fußballs liegt – mit entsprechend starker Konkurrenz um zahlende Besucher.
Doch wenn man eines aus der Drittligazeit mitnehmen kann, dann ist es das Potenzial: das Potenzial, mit diesem Verein ein Fan-Comeback zu schaffen – und das Potenzial, das bislang aus bekannten Gründen nie vollständig ausgeschöpft werden konnte.
Fakt ist: Es ist alles andere als leicht, einen Verein ohne sportlichen Erfolg relevant zu machen. In der Oberliga ist das noch einmal deutlich schwieriger als in der Regionalliga.
Was kann der KFC – abgesehen von sportlichem Erfolg und solider Vereinsführung – konkret tun, um sich das Krefelder Publikum langfristig zurückzuerobern? Wie kann man die derzeit noch treuen Fans glücklicher machen und den Verein insgesamt wieder attraktiver gestalten? 1a) Die eigene, vorhandene Angebotsbasis stärken und weiterentwickeln Bevor man versucht, die breite Krefelder Masse wieder in die Grotenburg zu ziehen, sollte man nebenbei erst einmal das eigene Fundament stärken. Vorallem beim Merchandising besteht so viel Potential, welches ausgeschöpft werden kann. Hier mal ein paar besondere Beispiele, welche mir so direkt einfallen würden: - Jubiläums-Trikots zum 120-jährigen Jubiläum bald (oder z.b zu 100 Jahre Grotenburg in 2 Jahren) - Retro-Trikot Replicas (Limitierte Auflage) - Ein kleines Modell vom kompletten Stadion (komplettes Stadion oder nur Flutlichtmasten) - Match-Schals für große Begegnungen (z.b für einen zum MSV-Spiel) + neue moderne Schaldesigns (z.b solche im Design des Ultra-Schals) - Kleines Spieltags-Notizbücher (wer das nicht kennt: Jedes Spiel = eine Seite für Notizen. Dazu immer Grundinfos zum Gegner. Also so eine Art kleines Saisonheft + Notizbuch) - Wandbanner mit unterschiedlichen Designs - Aufnäher-Sets - Fan-Bundles, wo verschiedene Merch-Sachen miteinander kombiniert sind (z.b Schal + Cap + T-Shirt + Fahne) Vor allem Special-Trikots und Matchschals wären einfache, aber wirkungsvolle Einnahmequellen. Ich hoffe sehr, dass der Verein beispielsweise zum Duisburg-Spiel einen passenden Matchschal anbietet. Ich bin überzeugt, dass man problemlos mindestens 1.500 Stück verkaufen könnte – zumal sich auch viele Gästefans für sowas interessieren würden. --------------------------------- Dazu muss natürlich auch die Außendarstellung des Vereins – also Social Media, Website und Pressearbeit – deutlich gestärkt werden. Gerade in diesem Bereich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die man umsetzen könnte. (Ich brainstorme einfach mal.) - Verstärkte Websiten-Präsenz (Matchday-Hub, Heute vor X Jahren, Was macht eigentlich?, KFC-Historienkalender, KFC-Adventskalender, Spieler des Monats-Voting, KFC-Quiz mit Preisen, Fan-Storys) - Verbesserung/Weiterentwicklung von Burgfunk05 (mehr Interviews, lange Videoformate etc.) - Vereinseigener Podcast --------------------------------- Und natürlich spielt auch die gesamte Social-Media Darstellung eine wichtige Rolle. Hier kann man folgende Inhalte z.b bringen: - Unzählige Video-Formate (90-sekunden mit, Q&A mit Fanfragen, Historische Rückblicke (Throwback Thursday z.b), Behind the Scenes, Challenges, KFC on Tour usw.) Man kann für sowas z.b Kingsley Marcinek mit einbinden, welche selber eine relativ starke Reichweite auf Social-Media mitbringt und somit gleichzeitig Erfahrung in diesem Bereich besitzt. - Einladen von Content-Creatorn, Stadion-Vloggern etc. (per Tagesakkreditierung) --------------------------------- Ein weiterer zentraler Punkt sind natürlich die ganzen Events neben und am Spieltag. Hier ebenfalls ein paar Brainstorm-Ideen: Am Spieltag: - Pre-Match Content + Halbzeitcontent (Fanspiele auf dem Feld, Stadionführungen, Einbindung von Sponsoren) - Angebote speziell für Kinder (Einbindung des Grotifanten, Mini-Spielstationen usw.) (zum Thema Kinder und auch Jugendarbeit habe ich vor 2 Monaten einen eigenen Artikel bereits verfasst: https://www.uerdingerpuls.de/post/neue-strukturen-neue-chancen-eine-aufarbeitung-der-jugendkrisen-beim-kfc-uerdingen) Außerhalb von Spieltagen - Fantalks + Meet&Greets - Weinachtsevent (KFC-Weinachtsmarkt/Adventsfest mit z.b Glühwein, Musik, Fanartikelverkauf, Autogrammstunde, Tombola etc.. Am besten ein Testspiel anbei mit einem etwas nahmhafteren Gegner) - Präsenz auf Krefelder Events - Sponsoren-, Business- & Netzwerkveranstaltungen --------------------------------- All das sind Punkte, die der Verein potenziell umsetzen kann, um einerseits eine stabile Basis für die Zukunft zu schaffen und andererseits zusätzliche Einnahmen zu generieren. Solche Maßnahmen bilden die essentielle Grundlage, auf der ein Verein sowohl fantechnisch als auch wirtschaftlich aufbauen kann.
Allerdings muss man realistisch bleiben: Viele dieser Vorschläge sind sehr planungsintensiv, und der Verein hat derzeit sicher andere Baustellen. Vieles wird aufgrund begrenzter Kapazitäten kurzfristig kaum umsetzbar sein. Am Ende bleiben es daher Ideen – aber solche, die sich in meinen Augen langfristig positiv auswirken könnten.
Fakt ist: Es wird Zeit brauchen, um ein wirklich professionelles Merchandising und eine ebenso professionelle Außendarstellung aufzubauen.
1b) Enge Vereinskooperation mit den Ultras/Stärkung der Fanszene (bezogen nur auf die Kurve!) Bevor ich jetzt von manchen in Grund und Boden gehatet werde: Ich bin absolut gegen körperliche Gewalt im Fußball. Es gibt genug Punkte, bei denen ich mit den Ultras nicht übereinstimme – etwa mit dem, was in St. Tönis passiert ist. Wenn sich Ultras/Hooligans untereinander prügeln, ist mir das sowas von egal. Aber sobald Unbeteiligte oder kleine Amateurvereine hineingezogen werden, hört der Spaß bei mir auch auf.
Der heutige deutsche Fußball steht vor allem für eines: starke, europaweit bekannte Fanszenen und 50+1, also der nicht übermäßigen Kommerzialisierung wie in anderen Ländern. Darauf können wir stolz sein. Wir sind keine ausgemolkenen Kühe auf den Tribünen wie in England oder den USA – und das ist zu einem großen Teil auch der Ultrakultur zu verdanken.
Ultras sind längst nicht mehr nur diejenigen, die für Stimmung sorgen. Sie prägen das Bild eines Vereins entscheidend mit. Wenn junge Fußballfans heute Vereine bewerten, zählen vor allem zwei Kriterien: der Zuschauerschnitt und die Fanszene.
Genau deshalb sollte man als Verein die Ultras gezielt bei bestimmten Aktionen unterstützen – etwa bei Choreografien oder anderen seriösen Projekten. Natürlich haben Ultras auch ihre Schattenseiten, aber sie sind für den Verein essentiell. Ohne eine lebendige Ultra- und Fankultur verliert man gerade bei jüngeren Menschen deutlich an Attraktivität. Eine starke Fanszene bedeutet Respekt, Anerkennung, Identifikation – und nicht zuletzt ein echtes Heimgefühl.
Auch wirtschaftlich spielen Ultras eine Rolle: Sie ziehen Zuschauer an, schaffen Medienbilder und stärken die Markenidentität eines Vereins. Selbst für Sponsoren kann eine lebendige Kurve ein Pluspunkt sein – zumindest, wenn man die positiven Seiten der Ultrakultur hervorhebt.
Ohne Stimmung, ohne Emotionen, ohne Ultras wäre der Fußball deutlich ärmer – emotional wie wirtschaftlich.
Natürlich bleibt Gewalt ein Problem. Sie war es schon vor 40 Jahren und wird es wohl auch in 20 Jahren noch sein. Man kann sie nicht vollständig aus dem Fußball verbannen – nur eindämmen.
Und wenn man ehrlich ist: Rivalitäten, Provokationen, Beleidigungen und auch ein gewisser Hass gehören nun mal zum Fußball. Davon lebt der emotionale Aspekt dieses Sports. Ohne diese Spannung wäre Fußball – gerade für viele jüngere Fans – schlicht weniger reizvoll. Ich habe selbst zwei enge Freunde, die MSV-Fans sind. Und trotzdem provozieren wir uns zur Derbyzeit gegenseitig mit Kurvensprache, um im Anschluss trotzdem gemeinsam ein Bierchen am Abend zu trinken. Genau davon lebt auch der Fußball. --------------------------------- Was ich mit all dem sagen will, ist: Ultras sind kein Gift für den Verein. Natürlich schießen sie hin und wieder übers Ziel hinaus – etwa beim Stürmen von Eingängen oder der Zerstörung von Toilettenanlagen. Doch am Ende sind sie die wichtigste symbolische Kraft innerhalb der Fanszene und häufig auch die repräsentativste Stimme – sowohl im sportlichen als auch im vereinspolitischen Bereich.
Ohne Ultras wäre ein Stadionbesuch, ehrlich gesagt, deutlich weniger attraktiv – und damit auch der Verein selbst, insbesondere für jüngere Menschen. Genau das scheinen viele ältere Fans bis heute noch nicht ganz verstanden zu haben.
2) Enge Kooperation mit der Stadt Selbstverständlich sollte sich der KFC auch intensiver mit der Stadt Krefeld zusammensetzen. Denn der Verein kann langfristig durchaus einen positiven Mehrwert für die Stadt und ihre Bewohner schaffen. In meinen Augen könnte die Stadt den KFC insbesondere in folgenden Punkten unterstützen: - Schulkooperationen und Kooperationen mit anderen Vereinen einfädeln - Organisatorische Unterstützung/Hilfe bei Events etc.
- Sponsorengewinnung/Fördermittel
- Vermarktung und Branding des KFC (z.b stadweite Marketingkampagnen)
- Kooperationen mit städtischen Einrichtungen (Museum usw.)
- Brückenkampagnen mit anderen Veranstaltungen (z.b Doppelticket/Kombitickets, egal ob bei irgend einem anderen Verein oder einer städtischen Einrichtung)
Und natürlich: Das Thema Grotenburg. Hier sollte man darüber nachdenken, etwa die Westtribüne schrittweise wieder vollständig nutzbar zu machen oder auf Mieteinnahmen zu verzichten, um dem Verein finanziell Luft zum Atmen zu geben.
Ich bin bei diesem Thema kein Experte bzw. hab nicht viel Ahnung, aber all das wären in meinen Augen realistische Ansätze, die zumindest theoretisch umsetzbar sind. Am Ende muss die Stadt nur den Willen zeigen – und erkennen, dass Investitionen in den KFC langfristig auch ein Gewinn für Krefeld selbst wären.
3) Die Gelegenheitsfans, Familien und sonstige anlocken
Der KFC leidet in meinen Augen unter zwei großen Problemen: Zum einen ist Krefeld längst keine reine Fußballstadt mehr – die Pinguine und die HSG lassen grüßen. Zum anderen ist die Krefelder Zuschauerschaft stark erfolgs- und eventorientiert. Wenn namhafte Gegner in die Grotenburg kommen, ist das Interesse groß. Doch wenn Mannschaften wie Biemenhorst zu Gast sind, sitzen gerade einmal rund 1.400 Zuschauer auf der Tribüne – davon etwa 50 aus Biemenhorst.
Und genau hier liegt die vielleicht größte Herausforderung, vor der der KFC steht:
Wie schafft es ein Traditionsverein ohne sportlichen Erfolg, wieder mehr Zuschauer anzulocken?
Eine ehrliche Antwort vorweg: In der Oberliga ist das nahezu unmöglich.
Um das Interesse der Gelegenheitsbesucher zurückzugewinnen, müsste der KFC mindestens konstant in der Regionalliga spielen. Doch selbst dort bleibt das grundsätzliche Interesse überschaubar.
Ein Blick nach Aachen zeigt das deutlich:
Die Alemannia spielte in den 2000ern noch im UEFA-Cup und in den beiden höchsten Profiligen. In den 2010ern war sie dagegen Dauergast in der Regionalliga – mit einem Heimschnitt von etwa 5.000 bis 6.000 Zuschauern teilweise.
In der Saison 2023/24, als Aachen um den Aufstieg spielte, stieg der Schnitt auf deutlich über 10.000 Besucher, heute in der 3. Liga liegt er konstant bei mehr als 18.000.
Ein Paradebeispiel für eine einfache Wahrheit:
Zwischen der Regionalliga und der 3. Liga verläuft eine unsichtbare Grenze, die im Zuschauerinteresse bei Traditionsvereinen zwei Welten trennt. Und Aachen ist da kein Einzelfall.
Nur: Der KFC ist nicht Aachen.
Er ist ein Verein, der einen der krassesten Abstürze im deutschen Fußball erlebt hat – mit fehlendem sportlichem Erfolg und ohne finanzstarken Investor. In einer wirtschaftlich hart umkämpften Region bedeutet das ein Dilemma:
Der Verein braucht Zuschauer, um sportlich erfolgreich zu sein – aber Zuschauer kommen erst, wenn der Verein erfolgreich ist.
Was kann ein Verein also konkret und kurzfristig tun, wenn er wirtschaftlich schwach aufgestellt ist, sportlich kaum Erfolg hat und die Zuschauerzahlen sich eher der Dreistelligkeit nähern?
Wie lässt sich trotz dieser Umstände mit kreativen Mitteln auch kurzfristig wieder mehr Publikum in die Grotenburg locken?
(Einige Punkte überschneiden sich dabei mit meinem Artikel zur Jugendförderung und mit Ideen aus Abschnitt 1a.) - Familientage, wo Kinder bis 12 oder 14 Jahren freien Eintritt haben - Freikarten über Schulen & Jugendzentren verteilen (oder auch Klassenausflüge anbieten mit Rundführung, Spielerkontakt etc., warum nicht?) - „Bring einen Freund“-Aktionen (z.b DK-Inhaber oder Mitglieder dürfen Gratis nen Freund mitnehmen) - Kinder bis 10 oder 12 Jahren kostenlos, Eltern zahlen Normalpreis - Allgemein verstärkte Einbindung von Schulen (Im Sommer z.b KFC-Schulcup in der Grotenburg ausrichten, um Kinder fußballbegesterter zu machen. Ist gleichzeitig auch eine gute Werbung für die KFC-Jugend und generell für den Verein selber.) - theoretisch auch besondere Spieltagskonzepte (Zeig dein Trikot-Rabat für U14-jährige, Firmen-Spieltag mit Rabatten und Freikarten für Angestellte von Krefelder Firmen) - aktiv die Lokalpresse einbinden, Werbung ohne Ende - Influencer einladen - aktiv mit Krefelder Firmen kooperieren (Freikarten für Azubis, Mitarbeiter) Wie man unschwer erkennen kann, basieren viele der vorgeschlagenen Maßnahmen vor allem auf Freikartenaktionen – und genau das ist vermutlich der beste kurzfristige Weg neben sportlichem Erfolg, um die Krefelder wieder positiv auf den KFC aufmerksam zu machen.
Denn eines ist klar: Nach all dem, was in den letzten Jahren passiert ist, kann man nicht erwarten, dass die Krefelder von sich aus wieder zum KFC strömen. Der Verein muss aktiv um seinen Fannachwuchs kämpfen – sonst wird sich nichts von selbst verbessern.
Abschluss: Die oben genannten Punkte beziehen sich – wie gesagt – vor allem auf kreative Maßnahmen, die zeigen sollen, wie man den Verein auch ohne sportlichen Erfolg (oder ergänzend dazu) wieder attraktiver für die Krefelder machen kann.Natürlich sind das nicht alle Schritte, die notwendig wären, um den Verein langfristig wieder in Richtung Profifußball zu führen.
Es sind vielmehr Ideen, die ich persönlich schon länger einmal in einem Blogartikel festhalten wollte. Denn ehrlich gesagt: Die sportliche Lage bereitet mir gar nicht die größten Sorgen. Was mir wirklich Sorgen macht, sind die sinkenden Zuschauerzahlen – und die immer noch teils herschende Ungewissheit über die Zukunft dieses Vereins. Zum Abschluss zusammenfassend: Damit der KFC langfristig das Comeback durch Nachhaltigkeit und Fannähe schaffen kann, benötigt der KFC kurz und knapp in meinen Augen vorallem gewisse zentrale Stützen - Eine klare Vereinsvision/Ideologie formulieren - Verein stärker demokratisieren - Nachhaltiges Wirtschaftskonzept entwickeln - Jugend & Ausbildung als Kernstrategie - Regionalität & Authentizität aufbauen - Fokus auf Fannähe statt auf Abhängigkeit, Kommerz und irgendwelche bekloppte zwielichtigen Gestalten - Kommunikation, Merchandising, Organisation & Medienauftritt revolutionieren - Stadion- und Spieltagskultur neu denken und vorhandene Fan-Ressourcen verbessern - Verstärkt Gesichter & Geschichten schaffen (wie bei Lipi z.b) - Langfristige Vision statt kurzfristiger Aufstieg - ehemalige Legenden und Ikonen mit einbauen Einige dieser Punkte werden von FuF bereits umgesetzt oder stehen zumindest auf der Agenda – und genau das ist der richtige Weg. Dieser Prozess wird zwar Zeit brauchen, aber langfristig wird er sich lohnen.
Der KFC hat enormes Potenzial – teilweise sogar mehr als mancher Verein in der 2. oder 3. Liga. Doch dieses Potenzial wurde über viele Jahre nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft.
Das muss sich endlich ändern.
Der Verein gehört in die Hände der breiten Fanbasis – angeführt von seriösen, bodenständigen Menschen, die keine Egoisten oder Blender sind, sondern das Wohl des Vereins über alles stellen.
An alle, die diesen Meinungsartikel bis zum Ende gelesen haben: Vielen Dank fürs Durchlesen!
Wenn euch diese Art von Beiträgen gefällt, lasst gerne ein Herz unter dem Artikel da – so sehe ich am besten, ob euch der Inhalt und die Art des Beitrags zusagen.
Ich wollte mit diesem Text einfach mal einen positiven Impuls setzen und meine Ideen zur Verbesserung der Zuschauersituation teilen.
Ich kann absolut nachvollziehen, dass nicht jeder meine Meinung in allen Punkten teilt. Genau deshalb würde ich mich freuen, wenn ihr mir eure Gedanken oder Vorschläge mitteilt – sei es über das Kontaktformular, Forenbeiträge (ich lese dort aktiv mit, kann aber selbst nichts posten, da neue Registrierungen dort nicht möglich sind), als Kommentar auf Facebook oder auch einfach per E-Mail an info@uerdingerpuls.de
Zum Schluss habe ich noch eine kleine Bitte:
Da ich, wie gesagt, keinen eigenen Forum-Account habe, würde ich mich sehr freuen, wenn jemand diesen Beitrag (und gerne auch zukünftige) dort teilen könnte.
Das wäre zum einen eine große Unterstützung – und zum anderen würde das Thema so mehr Aufmerksamkeit in der Fanszene bekommen. Auf Facebook sind schließlich längst nicht alle KFC-Fans aktiv + über das Forum kommen immer die meisten Aufrufe, da dort viele (wie auch ich) mitlesen. Danke vorab :D!

