top of page

Last-Minute-Elfer rettet drei wichtige Punkte - Die Analyse zum Heimspiel des KFC Uerdingen gegen Holzheim

  • Max Ebest
  • 5. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit

Nachdem man gegen ETB SW Essen und gegen Homberg keine Punkte mitnehmen konnte, zitterte sich der KFC Uerdingen heute gegen Holzheim zu einem wichtigen Dreier per spätem Elfer-Doppelpack. Die Analyse zum Spiel.

ree

Alle Tore


1:0 Alex Lipinski (83. Elfmeter)

1:1 Emre-Ilhan Caraj (86.)

2:1 Alex Lipinski (90. Elfmeter)


Die Aufstellung des KFC


Torwart: Holzum


Verteidigung: Marcinek (46. Oscasindas), You, Päffgen, Bachmann


Mittelfeld + Flügel: Tomson, Hadzha (87. Youmssi), Lipinski, Kaya (61. Tolba)


Stürmer/OM: Kalonji (61. Reck), Benktib (76. Özden)

Die wichtigsten Erkenntnisse zum Spiel:

Ein bissiger Gegner spielt vorallem in Hälfte 1 mutig auf

Auffällig beim Gegner war vor allem die hohe Intensität in den Zweikämpfen sowie eine teils spielerische und taktische Überlegenheit. Besonders in der ersten Halbzeit präsentierte sich Holzheim äußerst engagiert, bissig in den direkten Duellen und mit einer klaren Struktur im eigenen Spiel. Die Mannschaft spielte mit dem KFC nicht nur auf Augenhöhe, sondern war in einigen Phasen sogar überlegen.


Gegen Ende der ersten Halbzeit erhöhte Holzheim den Druck deutlich und erspielte sich mehrere hochkarätige Torchancen. In dieser Phase war es u.a Holzum zu verdanken, dass man nicht mit einem Rückstand in die Kabine musste.


Aus Sicht des KFC war es in dieser Phase beinahe ein Glücksfall, ohne Gegentor in die Kabine zu gehen. Angesichts der Qualität der Holzheimer Chancen zum Ende wäre ein Rückstand nicht unverdient gewesen.


Holzheim zeigte sich insgesamt struktuiert – vorallem defensiv. Sie wirkten eingespielter und zeigten leichte Stärken im taktischen und spielerischen gegenüber dem KFC in Hälfte 1. Während Holzheim mit gutem Pressing und Zweikampfverhalten agierte, musste sich der KFC phasenweise durch das Spiel kämpfen und wirkte dabei oft relativ unorganisiert, ideenlos und ohne klaren Plan.


Ich hau mal eine Phrase raus: Hätte der KFC heute auswärts in Holzheim gespielt, hätte man sich über einen 0:1- oder sogar 0:2-Rückstand zur Halbzeit keineswegs wundern müssen. (Ich nenne es mal Heimeffekt)

Zwei Elfmeter retten die Punkte

Offensiv tat sich der KFC auch an diesem Spieltag lange schwer. In der ersten Hälfte kam die Mannschaft nur zu wenigen nennenswerten Abschlüssen – u.a ein Resultat der intensiven Zweikampf- und Pressingarbeit der Gäste aus Holzheim. Erst in der 17. Minute verzeichnete der KFC seinen ersten ernstzunehmenden Abschluss. Kurz darauf versuchte es Tomson mit dem ersten Torschuss, der jedoch harmlos in den Armen des HSG-Torwarts landete.


Die einzig wirklich vielversprechende Chance in Durchgang eins hatte der KFC in der 25. Minute – erneut durch Tomson, der es aus der Distanz versuchte. Nach einem Abpraller vom Torwart verpasste Marcinek den Nachschuss jedoch knapp. Insgesamt fehlten am Ende doch deutlich Tempo, Präzision und Durchschlagskraft im letzten Drittel.


Nach dem Seitenwechsel gelang es dem KFC immerhin, mehr Spielkontrolle zu gewinnen und phasenweise auch mehr Offensivdruck zu erzeugen. Dennoch blieb es zunächst bei einem einzigen Hochkaräter: Kalonji wurde mit einem Steckpass sehenswert in Szene gesetzt, kam aber nicht ideal zum Abschluss. Ab der 60. Minute entwickelte sich ein offenes Spiel, in dem sich beide Mannschaften weitgehend neutralisierten – bis in die Schlussphase, in der die Partie schließlich nochmal eskalativ wurde.


Am Ende kann man natürlich sagen, dass die 3 Punkte durch Elfmeterglück resultiert sind. Beim Handelfmeter zum 1:0 kann man das vielleicht gelten lassen, beim zweiten Elfmeter dagegen kann man schon von einer Vereitelung einer 100 Prozentigen sprechen, wo eine Notbremse den Abschluss verhinderte. In den letzten zehn Minuten zeigte der KFC zumindest, was offensiv theoretisch gehen kann.

Viele kleine Fehler bestimmen das Uerdinger Spiel

Ein weiterer auffälliger Aspekt waren die zahlreichen kleinen, aber dennoch folgenschweren Fehler im Spiel des KFC. Immer wieder schlichen sich unnötige Ballverluste, ungenaue Ballannahmen oder unkluge Abspiele ein – vor allem im Offensivspiel zeigten sich diese Unsauberkeiten deutlich. Und das zieht sich in den letzten Spielen so konsequent durch.


Auch wenn viele dieser Fehler durch das konsequente Pressing und die intensive Zweikampfführung der Holzheimer begünstigt wurden, offenbaren sie zugleich eine spielerische Schwäche im KFC-Auftritt. Die Ballzirkulation wirkte oft hektisch, technische und auch taktische Fehler verhinderten teils vielversprechende Angriffe – insgesamt ein klares Zeichen dafür, dass in puncto Spielkultur und Ballkontrolle noch deutlich Luft nach oben ist.

Fehlende Spielphilosophie und keine Weiterentwicklung?

Ich werde zu dem Punkt in naher Zukunft (vermutlich nach dem MSV-Spiel) in einem großen Zwischenfazit genauer eingehen, heute beziehe ich mich nur gekürzt darauf. Nach der deutlichen Niederlage in Homberg wurde von einigen sogar die Trainerfrage aufgeworfen. Doch bei aller Enttäuschung sollte man den Blick fürs große Ganze nicht verlieren.


Der KFC stellt den zweitjüngsten Kader der Oberliga Niederrhein – eine fast komplett neu formierte Mannschaft, die sich erst finden muss. Sie tritt Woche für Woche gegen oft eingespielte, robuste Teams an, die zum Teil seit Jahren zusammenspielen. Dass es da Anlaufprobleme gibt, ist für mich zumindest wenig überraschend. Natürlich darf man kritisch anmerken, dass bislang noch keine klare Spielidee dauerhaft erkennbar ist und die Entwicklung der Mannschaft bisher stagniert. Doch dieser Prozess braucht Zeit – gerade bei so vielen jungen Spielern und nach einem ,,großen Umbruch".


Individuell ist der Kader stark besetzt. Rein von der Qualität her kann man den KFC ohne Zweifel zu den Top-7-Teams der Liga zählen. Doch Qualität allein reicht nicht – entscheidend ist, ob daraus eine Einheit mit klarer Identität und funktionierendem System geformt werden kann.


Statt vorschneller Urteile braucht es in meinen Augen jetzt Geduld, Vertrauen und konstruktive Kritik. Der Weg wird holprig sein, aber das Potenzial ist in meinen Augen da. Und genau darauf sollte man den Fokus richten. Eine Trainerentlassung zu dem Zeitpunkt wäre die klar falsche Entscheidung und absolut der falsche Schritt. Die Mannschaft braucht einfach Zeit, wenn in der Rückrunde die selben Probleme immer noch da sind und kaum eine Entwicklung sichtbar ist, dann kann und muss man die Debatte eröffnen.

Fazit zum Spiel Alles in allem kann der KFC heute froh sein, die drei Punkte eingesackt zu haben. Klar, aus neutraler oder Holzheimer Sicht hätte ein Unentschieden durchaus drin – oder sogar verdient – sein können, vor allem wenn man die erste Halbzeit betrachtet. Holzheim war da nicht nur ebenbürtig, sondern in einigen Phasen sogar besser. Aber: Aus unserer Sicht als KFC-Fans war dieser Dreier brutal wichtig. Und auch wenn er nicht glänzend herausgespielt war – unverdient war er auch nicht.


Das Spiel an sich war, wenn man ehrlich ist, ziemlich zäh. Viel Kampf, viele Fehler, wenig Spielfluss – auf beiden Seiten. Es gab einzelne Phasen, in denen mal etwas Tempo oder Druck aufgebaut wurde, aber über weite Strecken war das eher ein Krampf als ein Fußball-Leckerbissen. Zwar hatte der KFC mehr Ballbesitz, aber das war oft brotlose Kunst. Spielerisch war das insgesamt relativ ausgeglichen, mit leichten Vorteilen für uns in Halbzeit zwei.


Ich denke es liegt auf der Hand, das viele Gegner in der Grotenburg nicht unbedingt versuchen werden, das Spiel zu machen. Die meisten werden – wie heute Holzheim – eher kompakt stehen, aggressiv pressen und auf Umschaltmomente oder Standards setzen. Das macht’s für uns natürlich schwer, gerade wenn die spielerische Linie fehlt, man mit einem noch vergleichsweise sehr uneingespielten Kader spielt und viele kleine Fehler drin sind.


Mit Blick auf die nächste Partie in Frintrop am Wasserturm muss definitiv eine Schippe draufgelegt werden. Auswärts, gegen ein gut eingespieltes Team, das weiß, wie man unangenehm spielt – das wird in meinen Augen definitiv kein Selbstläufer. Danach kann dann der Fokus aufs Derby-Wunder gegen die Wedauschweinchen gelegt werden :D.

 
 
bottom of page